Das mechanische Ballett –
nach Original-Bauhausentwürfen (1923)
"Die mechanische Bauhausbühne" ist der Programmtitel für zwei am Bauhaus in Weimar in den zwanziger Jahren kreierte Bühnenwerke mit inhaltlich gleichen Ausgangspunkten, der Mechanisierung des Bühnengeschehens als Theaterhandlung.
Das erste Stück stammt vom ehemaligen Bauhausschüler Kurt Schmidt und trägt den Namen "Das mechanische Ballett", das zweite Stück schrieb der ehemalige Bauhausmeister Laszlo Moholy-Nagy mit dem Titel "Die mechanische Exzentrik".
Während "Das Mechanische Ballett" am 17. August 1923 anläßlich der "Bauhauswoche" im Stadttheater Jena in der Choreographie von Kurt Schmidt mit Musik von Hans-Heinz Stuckenschmidt uraufgeführt wurde, blieb Moholy-Nagys "Mechanische Exzentrik" ein theoretisch utopisches Theaterprojekt.
Schmidts Werk behandelt die Schichtung zweidimensionaler "Räume" durch bewegte, abstrakte Bilder. Entfernt an Menschen erinnernde, mannshohe, farbige, geometrische Tanzfigurinen werden von dahinter verborgenen Tänzern so bewegt, daß durch die Choreographie fortwährend ein der abstrakten Malerei gemäßes Bildgeschehen abläuft.
Moholy-Nagys Bühnenwerk bezieht den Film, die dreidimensionale Bühne und mehrere Bühnenebenen zu sich bewegenden Gegenständen, Gitterrastern, Kulissen usw. ein. Am Ende dieses Stückes erscheint ein Tänzermensch im mechanischen Geschehen als lebendes Beispiel der Abstraktion werdenden Integration der menschlichen "Biomechanik". Eingebunden in die Partitur zur "Mechanischen Exzentrik" ist eine im Jahr 1921/22 entstandene Skizze zu einem Film "Dynamik der Großstadt" von Laszlo Moholy-Nagy in Form der dafür vorgesehenen Filmrückprojektion als Bestandteil der "Handlung".
Das junge Theater der Klänge aus Düsseldorf hat (...) gleich einen großen Coup gelandet. Seine Bemühungen blieben nicht in der Absicht stecken, sondern, gerieten zum Triumph von Phantasie, Könnerschaft und Präzision. (...) Technik und Menschen sind Ingredienzien einer magischen Bilderflut, die immer aufs neue Spannung erzeugt. Benommen taucht man schließlich aus diesem Sog bewegter Bilder wieder auf, aber auch reicher um das Erlebnis wundersam in Bewegung gesetzter Phantasien.
Süddeutsche Zeitung
Die Aufführung bzw. Umsetzung der "Mechanischen Exzentrik" blieb unter anderem bis heute deshalb Utopie, weil zur damaligen Zeit aus allein technischen Gründen nicht an die Realisierung des Werkes zu denken war.
Dabei wurden beide Stücke, sowie die Umsetzung des Typofotos "Dynamik der Großstadt" nicht rekonstruktiv erstellt, sondern auf der Grundlage des ästhetisch vorgegebenen Rahmens neu kreiert. Konkret stammen beim mechanischen Ballett die Figurinenentwürfe von Kurt Schmidt und Georg Teltscher, die originalgetreu rekonstruiert wurden. Die Choreographie wurde von Jörg Lensing, die Musik von Hanno Spelsberg 1987 neu geschaffen. Ebenso ist die "mechanische Exzentrik" in der Erstinszenierung von Jörg Lensing, sowie das Video "Dynamik der Großstadt" in der Erstrealisierungen von Josef Schiefer und in einer Zweitrealisierung von Sascha Hardt eine Eigenkreation aus dem Jahre 1987 für das Theater der Klänge.
Das Doppelprogramm wurde mit großem Erfolg von 1987 bis 1992 in insgesamt 18 Städten in 62 Aufführungen vor ca. 15.000 Zuschauern im In- und Ausland gezeigt.
Nach 25 Jahren ist "Das mechanische Ballett" immer noch Bestandteil des Theater-der-Klänge-Repertoires. Von 1993 bis 1998 wurde es zusammen mit "Figur und Klang im Raum" im Doppelprogramm "Tanz am Bauhaus" gezeigt. Seit 2005 wurde es mit "HOEReographien, HOEReographien SUITE und aktuell mit der "SUITE intermediale" im Programm "Die mecano-elektronische Bauhausbühne", wie auch als Einzelprogramm gespielt.
Die Videoumsetzung "Dynamik der Großstadt" von Sascha Hardt wurde 1989 mit einer eigens dafür komponierten Filmmusik von Jörg Lensing vertont und läuft seither autonom auf Filmfestivals.
Besetzung der Uraufführung
am 26. November 1987 im Jungen Theater in der Altstadt Düsseldorf
Choreographie und Inszenierung: Jörg U. Lensing
Assistenz: Gudula Schröder, Jacqueline Fischer
Musikkomposition: Hanno Spelsberg
Klavier: Hanno Spelsberg
Schlagzeug: Axel Heinrich
Bratsche: Gesine Böllnitz
Conferencier: Jörg U. Lensing
Windmühle: Claudia Auerbach
Maschinenwesen: Laura Wissing
Lokomotive: Christina Numa
Tänzer: Tanja Nie
Kleiner: Rainer Behr
Lichtdesign und Lichtregie:
Siegfried Paul
Figurinen:
Entwurf: Kurt Schmidt (1923), Umsetzung: Ernst Merheim, Anfertigung: Udo Lensing
Choreografische Beratung:
Malou Airaudo, Heide Tegeder
Die mechanische Exzentrik
Ablaufpartitur und Inszenierung:
örg U. Lensing
Assistenz: Gudula Schröder
Drahtzieher:
Claudia Auerbach, Tanja Nie, Gudula Schröder, Hanno Spelsberg, Laura Wissing
Clownerie: Axel Heinrich
Menschmechanik: Rainer Behr
Bühnenkonstruktion und mechanische Aggregate; Bühnentechnik:
Jürgen Steger
Musik: Jörg U. Lensing
Komposition "Elektroapparate"
(von Minute 6–8);
Klangregie: Thomas Neuhaus
Choreografie der 'Menschmechanik': Malou Airaudo
Licht: Sascha Hardt
Diaprojektionsgestaltung, Filmprojektor: Sascha Hardt
Verfolger: Christina Numa
Diaprojektor: Ernst Merheim
Kostüme: Janina Mackowski
Filmerstellung:
Version 1 – Interpretation des Typofoto "Dynamik der Großstadt" von L. Moholy-Nagy als 16 mm Film: Josef Schiefer
Version 2 – Umsetzung des Typofoto "Dynamik der Großstadt" als Video: Buch: Jörg U. Lensing, Regie: Sascha Hardt, Kamera: Herbert Twardy
In unverzichtbarer Zusammenarbeit an allen Arbeiten von:
Claudia Auerbach, Sascha Hardt, Jacqueline Fischer, Jörg Lensing,
Ernst Merheim, Thomas Neuhaus, Tanja Nie, Gudula Schröder,
Hanno Spelsberg
Geschäftsleitung: Sascha Hardt
Künstlerische Leitung: Jörg U. Lensing
Öffentlichkeitsarbeit:
Ernst Merheim und Sascha Hardt
Publikumsbetreuung:
Jacqueline Fischer
Choreographische Beratung:
Malou Airaudo, Heide Tegeder
Gastspielinfo
Information on guest performance
Fiche Information